Eine Sache, die ich unter anderem auf Madeira gelernt habe: Es legen in der hochsommerlichen Jahreszeit Juli/August so gut wie keine Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Funchal an. Der positive Nebeneffekt ist, dass es dadurch keine geballten Touristenströme gibt und sich die Stadt somit ziemlich ursprünglich präsentiert. Zugunsten der Fotomotive.
Ein ganz besonderes Schmankerl für Architekturliebhaber ist in Calheta zu finden. Auf einer senkrecht zum Meer abfallenden Klippe errichtet, ist das Kunstmuseum (Centro Das Artes) schon weithin sichtbar.
Als Architekt zeichnete sich der aus Funchal stammende Paulo David verantwortlich, der mit dem Komplex seine Heimatverbundenheit ausdrückt. Dabei kombiniert er zeitgenössische mit traditionellen Elementen: Dunkler Basaltstein spielt auf den vulkanischen Ursprung der Insel an, die klaren Formen an die natürlichen Lichtverhältnissen und die Vegetation der Insel. 2004 wurde das Zentrum eingeweiht und beherbergt diverse Ausstellungs- und Arbeitsräume, ein Auditorium für Konzerte, Filme und Theaterstücke, eine Bibliothek sowie ein Restaurant-Café.
2005 wurde Paulo David mit dem Centro das Artes für den Mies van der Rohe Award for European Architecture der EU nominiert (den Preis gewann schließlich Rem Kohlhaas mit der niederländischen Botschaft in Berlin).
Mitten durch Funchal zieht sich eine Seilbahn (Teleférico Funchal), deren Talstation sich in der Altstadt befindet und auf 3.200 Metern hinauf bis nach Monte – einem kleinen noblen Vorort – führt.
Von 1893 bis 1943 transportierte die Einwohner und Besucher zunächst eine dampfbetriebene Zahnradbahn, die Caminho de Ferro do Monte, ehe diese kriegsbedingt eingestellt wurde. Erst 1999 wurde mit dem Bau der jetzigen Seilbahn begonnen, die Eröffnung erfolgte ein Jahr später. Die Stützen mussten mitten in die städtischen Strukturen integriert werden, so dass die Gondeln auf dem Weg nach Monte dicht an bewohntem Gebiet vorbeifahren.
Das Plateau von Paul da Serra liegt auf 1.500 Metern und ist quasi die Grenze zwischen dem Norden und Süden der Insel. Blickt man vom Tal hinauf, hat man den Eindruck, dass die Gegend ständig in den Wolken liegt – doch diese hängen meist wenige Meter unterhalb des Plateaus und schaffen eine eindrucksvolle Atmosphäre.
Hier befindet sich auch der Ausgangspunkt vieler Wanderungen, die verschiedene Orte auf der Insel verbinden, wie zum Beispiel Rabaçal, Risco oder 25 Fontes, die in einem späteren Artikel auch noch Erwähnung finden werden.
Übrigens gab es Überlegungen, den Flughafen Madeiras auf das Plateau zu legen. Aber die häufig auftretenden Nebel und unkoordinierte Winde gaben letztlich den Zuschlag für Funchal.
Nachdem in Teil 1 der Fokus auf den Menschen in der Fischhalle lag, geht es nun auf den angrenzenden Markt. Zwischen exotischen Obst- und Gemüsesorten, Blumen oder Korbflechtereien tummeln sich wohltuenderweise recht wenige Touristen, so dass der Markt ein ziemlich authentisches Bild abgibt.
Im Obergeschoss bieten zahlreiche Obsthändler ihre Waren zum Probieren an. Unbedingt die Früchte der Philodendron kosten – optisch einem Maiskolben ähnelnd und nach einem Mix aus Ananas und Banane schmeckend.
Architektonisches und vor allem ingeneurstechnisches Highlight ist der Airport Santa Catarina, der einzige Flughafen Madeiras. Er feiert 2014 sein 50jähriges Bestehen und bestand zur Eröffnung 1964 zunächst aus einer 1.600 Meter langen Start- und Landebahn. Bis zum Jahr 2000 wurde die Piste auf 2.777 Meter verlängert. Und jetzt kommt’s: Um die Verlängerung realisieren zu können wurden bis zu 120 Meter lange Betonpfeiler als Stützpfeiler in die Erde und den Meeresboden gerammt, um darauf dann die Betonpiste zu gießen. Äußerst eindrucksvoll – nicht nur für mich, sondern wohl auch für Menschen, die sich damit auskennen: Denn das Bauwerk erhielt 2004 den „Outstanding Structure Award“ der IABSE (International Association for Bridge and Structural Engineering).
Im tiefsten Osten der Insel erstreckt sich eine zerklüftete Landzunge ins Meer, die zum Wandern einlädt. Inklusive einer kleinen Oase inmitten der wüstenähnlichen kargen Landschaft. Nach etwa zwei Stunden ist man am östlichsten begehbaren Punkt und hat einen tollen Blick auf die vorgelagerten Felsinseln und den Leuchtturm im Atlantik.
Die Wanderung auf der Halbinsel Ponta de São Lourenço unterscheidet sich vom Rest der Insel – hier sind weder üppige Vegetationen noch Schatten spendende Bäume zu finden, sondern steppenähnliche Grasfelder und die Wanderung auf den felsigen Pfaden erinnert eher an eine Gebirgswanderung.