Als ich das erste Mal in Wien war, hat mich sogleich der stilvolle Mix aus Klassik und Moderne fasziniert, erst recht in Sachen Architektur. In dieser Stadt findet man quer durch die Epochen alles: Barock, Gotik, Renaissance, Jugendstil, Nachkriegsmoderne. Und immer mehr moderne Architektur, sichtbar im Kleinen wie am Gasometer und im Mikrokosmos der Grätzl. Oder im Großen beim Erschließen neuer Stadtflächen. Wien wächst nach oben. Darum soll es heute gehen.
Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit auf meine Wochenkarte der Wiener Linien, die diesmal arg strapaziert wurde.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, strahlt mich jeden Abend ein magenta-illuminiertes Gebäude an. Von weitem erkenne ich das bekannte Signet der Firma und denke: „Guckste einfach mal hin, sieht interessant aus.“ Ein Blick auf Google Maps verriet, dass es in der Umgebung noch weitere interessante Fundstücke gibt, also schnürte ich meine Wanderstiefel und lief los.
Nach dem letzten Blogbeitrag und der darin beschriebenen unplanmäßigen Planänderungen während meiner Touren wurde ich gefragt, ob diese spontan kommen. Ich antwortete, dass ich mit einer Art groben Route im Kopf losgehe, aber diese schnell über den Haufen werfe. Es ist weniger ein Plan, sondern eher eine Idee. Ich setze mir einen Zielpunkt, der Weg dahin weicht jedoch häufig von dem ab, wie ich ihn mir vorstellte. Und dieser ist meines Erachtens weitaus spannender als durchgetaktete Spaziergänge. Schritt für Schritt, Straße für Straße, Ecke für Ecke die Stadt für sich einnehmen.
Turbulente Tage in Österreich und ich kann noch nicht einschätzen, was den Wiener mehr granteln lässt. Nachdem die Gazetten die letzten Tage durchweg fabulierten „Die Ampel ist orange. Wie geht’s nun weiter?“ hat die deutsche Bundesregierung gestern Nägel mit Köpfen gemacht und der Stadt das Zeugnis des Risikogebiets ausgestellt.
Dem nicht genug trendeten die Hashtags #forestcities und #explosivetrees, nachdem Donald Trump in einem Interview sagte, dass „In Europa haben sie ‚Wald-Städte‘. Schauen Sie auf Länder wie Österreich, schauen Sie auf so viele Länder, sie leben im Wald, diese werden als ‚Wald-Städte‘ angesehen, so viele gibt es. Trotzdem gebe es dort nicht so schlimme Waldbrände wie in Kalifornien, dabei gebe es in Europa explosivere Bäume.“ was schließlich ebenfalls des Volkes Seele hochkochen ließ – diesmal auf humoristische Art.
Zurück zum Tagesgeschäft.
Das digitale Nomadentum hat große Vorteile: Man kann zeit- und vor allem ortsunabhängig arbeiten. Also buchte ich mir nach Monaten des Verzichts wieder eine Reise. Es geht in die Hauptstadt des Lands in Form eines Koteletts. In die Stadt, in der Milch und Honig fließen. Das Eiland von Hochkultur und Genuss. In die Stadt, die ihre Käsekrainer zum „ehebaldigsten Verzehr“ etikettieren. Wo banale Stullen hochdekorativ präsentiert werden und selbst Müllverbrennungsanlagen schön sind. Wo Maria plötzlich Marilyn heißt, und Eva heißt Yvonne. Ein junger Bogart hängt dir an den Lippen. Kleines, und sagt komm. Vienna Calling.
Ein knappes dreiviertel Jahr ist es nun her, dass ich eine Reise antrat – alles außerhalb der Berliner Stadtgrenzen erschien für Monate unerreichbar. Diesem Mangel wollte ich nun entschieden entgegen treten und mich in den Hotspot der Mondänie begeben. Vom Basislager Plauen ging es nach Karlovy Vary, der Stadt gewordenen Datscha russischer Oligarchen in Tschechien.
Die Zeit zwischen Neujahr und dem ersten Arbeitstag ist auch immer eine Zeit des Sammelns frischer Kräfte nach den anstrengenden Feiertagen. Dieses Jahr fiel diese Zeit dank überschüssiger Urlaubstage glücklicherweise recht lang aus, so dass ich kurzerhand beschloss, ein paar Tage in Warschau zu verbringen.