Bleaching the clean. Cleaning the beach.
Gestern war Todds Geburtstag. Helau! Also ging ich vorher auf den Markt, um eine Kleinigkeit zu besorgen, die ich ihm dann mit einer aus seinem Regal gemopsten Kerze überreichen wollte. Er mag Kaffee und was liegt da näher, als diesen bei Micki zu erwerben. Dies verband ich gleich noch, um meinem Lieblingsbarista Lebewohl zu sagen. Denn morgen geht schon mein Rückflug.
„Nimm diesen, den mag er“, sagte Micki und ich nahm eben diesen. „Und noch den obligatorischen türkischen Kaffee aus der Maschine zum Hiertrinken.“
Mit meinem teelichtbedeckten Präsent in der Hand begab ich mich also in Todds Wohnung, wo er mich auch schon freundlich begrüßte und fragte, was ich da in der Hand hätte. „Happy Birthday, this is for you!“ entgegnete ich grinsend und beglückwünschte ihn. Nach und nach kamen immer mehr Leute in die Wohnung; seine Putzkraft, David, der sich um die Wäsche kümmert und ein weiterer Kumpel, der begrüßt wurde mit „Hey, it’s my birthday and look was Markus brought to me“.
Dass er diesen Kaffee vorher noch nie gesehen hat, ignorieren wir an dieser Stelle mal, denn „Nimm diesen, den mag er“ hatte offensichtlich wenig Wahrheitsgehalt. So plauderten wir eine Weile, schauten von irgendeinem amerikanischen Paartherapeuten irgendwelche Beziehungstipps in irgendwelchen Youtube-Videos und irgendwann musste ich auch wieder gehen, denn es ist Freitag. Tag vor Sabbat, wo es nichts zu kaufen gibt und mein Kühlschrank nur noch eine Büchse saure Gurken sowie zwei Eier beinhaltete.
Also ging ich zurück auf den Markt, um mich für die kommenden zwei Tage zu versorgen. Dieses Vorhaben brach ich recht schnell wieder ab, da es – ich habe vom letzten Mal offenbar wieder nichts gelernt – heillos überfüllt, lauter als sonst und auch sonst viel zu hektisch war. So beschränkte sich mein Einkauf auf das Notwendigste: Bier, Tomaten und Gurken – denn dies gab es praktischerweise alles an einem Stand am Rande, wo weniger los war.
Zum Abschluss wollte ich der Kzitzeria noch eine letzte Chance geben und schauen, ob diesmal geöffnet war. Sie war es, doch zu meinem Entsetzen wurden die Tafeln umgeschrieben und jetzt stand da nichts mehr von Kzitzeria, sondern irgendwas mit Pita und dies wurde auch von mir unbekanntem Personal verkauft. Enttäuscht ging ich „Such a shame“ summend von dannen und kaufte mir voller Frust meine erste fleischhaltige Speise seit einer Woche: Ein frittiertes Hackbällchen.
Abends hatte ich meine erste Verabredung in Tel Aviv: Yan, den ich aus Berlin von einem Growth Hacking Workshop kannte, wollte mir noch ein paar Tricks und Kniffe im Google Tag Manager, Google Ads und Analytics zeigen. Neben dem klassischen Nerdtalk plauderten wir bei einem kühlen San Miguel in der Minzar Bar über das Leben in Tel Aviv, die obligatorische MIlitärausbildung, die jeder Israeli durchlaufen muss – egal ob männlich oder weiblich – und dass die meisten Absolventen nach der Armee für eine Weile nach Südamerika oder Indien backpacken. Und über Strandsport.
„Matkot ist der langweiligste Sport der Welt.“ – „Warum?“ – „Das ist nur ein Hin- und Hergespiele, man hat keinen Wettbewerb und kann keine Punkte machen“. Auf mein „Aber du magst doch Frisbee, das ist doch dort genauso“ haben wir dann beide angefangen zu lachen.
Den heutigen Tag verbrachte ich vornehmlich sonnenbadend auf der Terrasse, ehe mich der trübe Berliner Herbst morgen in Empfang nimmt. Doch nicht ohne den unablässlichen Gang an den Strand, wo ich dann auch die Person wiedersah, die gestern in Mickis Laden die ganzen leeren Kaffeesäcke einsammelte, um diese beim heutigen großen „Beach Cleaning“ zu füllen. Denn heute war Großreinemachtach.
Morgen geht es wieder zurück nach Berlin und ich bin schon ganz gespannt, was sich die Grenzkontrolle diesmal einfallen lässt. Einen Tipp von Todd nehm ich mit: Geh besser nicht komplett in schwarzen Klamotten durch die Sicherheitsschleuse. Wird mir schwer fallen, aber irgendwo lässt sich sicher noch ein Hawaii-Hemd und Bermudahosen auftreiben. Ich habe mir extra meine besten Socken – in blau-weiß, den israelischen Nationalfarben – aufgehoben, damit ich die dann – während meine nagelneuen Schuhe inspiziert werden – präsentieren kann.
Und jetzt schlendere ich ein vorerst letztes Mal an den Strand, hole mir eine Dose Bier, schaue aufs Meer und denke: „Das war jetzt deine Heimat für die letzten neun Tage.“
Dank Papa habe ich gerade deinen Bericht von gestern gelesen.. und selbst ich bin recht gerührt ob der Zeilen.
Wehmut war der Begleiter dessen..
Danke für das “dabei gewesen sein”
Und jetzt drücken wir beide Daumen, dass man dich das Land in aller Ruhe verlassen lässt..
LG die hippe
Erlebnisreiche Tage gehen leider zuende, die auch wieder Erfahrungen jeglicher Art gebracht.
Die Heimreise wird akribisch vorbereitet, weil gewisse Erfahrung.
Danke für Deine Aufzeichnungen und gute Rückreise sowie keinerlei Komplikationen.