Außerhalb des „klassischen“ Wiens
Wenn ich aus dem Fenster schaue, strahlt mich jeden Abend ein magenta-illuminiertes Gebäude an. Von weitem erkenne ich das bekannte Signet der Firma und denke: „Guckste einfach mal hin, sieht interessant aus.“ Ein Blick auf Google Maps verriet, dass es in der Umgebung noch weitere interessante Fundstücke gibt, also schnürte ich meine Wanderstiefel und lief los.
Ziel des Baus war die Aufwertung der Bereiche des ehemaligen Viehmarkts und Schlachthofs und 2004 wurden die ersten Büros des T-Centers bezogen. Entweder ist das Gebäude zu überdimensioniert oder der Vermieter ist gerade in einer Umstrukturierung, jedenfalls wirkt das gesamte Ensemble kühl, trost- und leblos. Zahlreiche Büroflächen im Erdgeschoss standen leer und herunterhängende Kabel verrieten, dass offensichtlich nicht alles vermietet ist. Wohlfühlatmosphäre sieht anders aus. Dabei (oder trotz dessen) handelt es sich um genau das Gebäude, was mich schon seit Jahren durch ein Bild auf der Wikipedia fasziniert.
Gasometer
Die leise Enttäuschung wich schließlich beim Gasometer, ebenfalls ein Projekt zur Revitalisierung des Bezirks. Als Teil des ehemaligen Gaswerks Simmering wurden vier Gasometer in eine Shoppingmall in den Erdgeschossen sowie Wohneinheiten in den Obergeschossen umgewandelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die wuchtigen Gasometer wurden sehr hübsch saniert, moderne Elemente eingesetzt und ließen mein Architekturherz höher schlagen. Nur am Ein- und Austrittskonzept müssen sie noch feilen: Bis auf jeder Menge Notausgänge bot nur der Haupteingang Zugang. Dass man über das Parkhaus oder Feuerleitern aus den Raucherbereichen den Komplex verlassen kann, ist sicher nicht so vorgesehen.
Nebenan entstanden zudem grüne Wohn-Solitäre, die dem Areal einen gewissen Hang zur Schräge verleihen und einen schönen Rahmen zum gegenüberliegenden sog. „Schild“ vor dem Gasometer B bilden.
Arena
Dem nicht genug entdeckte ich auf Google Maps noch einen Hauch von alternativem Flair im sonst so bohèmigen Wien. Die „Arena“ versteht sich als alternatives Kulturzentrum und beherbergt mehrere Bühnen, Veranstaltungsräume und Bars. Als ich dort ankam, fand gerade so etwas wie eine Probe zum Rave statt. Ein DJ legte laute Bassmusik auf (man möge mir mein Unwissen über die unterschiedlichen Genres verzeihen) und etwa 20 Jünger versuchten, mit dem gebührenden Abstand in ihrem Biertischbereich zu tanzen. Ein sehr skurriler Anblick. Leider kam ich nicht weiter auf das Areal, da das offenbar die besagten Proben waren und die Veranstaltung erst später begann, wie mir der freundliche Einlass zu verstehen gab.
Eine kurze feine Tour, die den Blick auf das Wien fernab der klassischen Sehenswürdigkeiten wirft und dennoch abbildet, wie schön sie es hier haben.
Recht hast du gehabt.. die Fotos sind meins..
Und was für eine irre Architektur
Die haben.. so vielschichtig. Würde man niemals denken.
Bei Wien denkt man eher an alt- bieder. Deine Fotos beweisen, dass dem nicht so ist.
Ein wunderbarer Bericht, wie immer.
LG die hippe
Welch beeindruckendes, anderes Gesicht der Wiener…
Dies lernt man sicher auch nur auf diese Art Erkundungstour kennen und nicht als „Otto-Normal-Tourist“.
Auch wiederum exklusive Wortwahl des Verfassers.
Dankeschön für diese anderen Einblicke in die Stadt der Muse.
Was würden die alten Musiker zu dieser Architektur sagen…